Mein EHFAR Moment - Teil 2

Hallo ihr Lieben,

Es hat leider etwas länger gedauert, bis ich mit dem Schreiben des zweiten Teils angefangen habe. Ich wollte mir wirklich genug Zeit dazu nehmen und irgendwie wusste ich plötzlich nicht mehr, wie ich weiter schreiben soll... Ich möchte euch die Wahrheit sagen, denn ich bin mir sicher, dass ich nicht die einige bin und ich möchte euch erklären wie und warum das alles passiert ist. Gleichzeitig möchte ich jedoch nicht zu ausführlich werden, da es doch ein sehr privates Thema ist und bleibt. Ich versuche jetzt einfach mal mein Glück und schreibe drauf los ...

Es vergingen einige Tage Zuhause. Ich hab mich nicht mehr in die Schule getraut - was wenn ich auch da eine Panik-Attacke bekomme? Außerdem waren mir dort viel zu viele Menschen. Meist endete so eine Attacke in einem Heulkrampf aus Ärger und Wut auf mich selbst.
Während meine Freunde feiern gingen, sich auf Geburtstagen amüsierten und das Leben genießten - wie man es mit 17 Jahren auch machen sollte -, lag ich im Bett und weinte, weil ich doch so gerne dabei wäre, was die ganze Sache nicht einfacher machte. Ich war so wüteted auf mich selbst und vor allem traurig, dass ich es einfach nicht schaffte mit den anderen mitzugehen.

Hinzu kam noch, dass kaum jemand Verständnis für mich und diese absurde Situation hatte. Ich konnte sie sogar verstehen! Wie erklärt man seinen Freunden in dem Alter, dass man nicht mit kommt, weil man sich nicht traut in den Bus einzusteigen? Oder dass man Angst hat schon wieder eine Panikattacke zu bekommen?

Wie kann man anderen etwas erklären, was man doch selber nicht versteht?

Auf dem Geburtstag meiner Oma war der 'Unfall' knapp vier Wochen her. Als meine Familie mich sah, waren sie schockiert, wie schlecht es mir ging. Augenringe, abgemagert und sehr unglücklich. Nach der Feier telefonierten meine Tante und meine Mum eine Weile.

Meine Mum machte mir einen Termin bei einer Beratungsstelle der AWO. Meine Tante hatte gute Erfahrungen damit gemacht und einige Tage später war ich dann auch schon da. Die Frau war nett. Es tat gut mal mit jemand 'fremden' zu reden, jedoch machte die Frau mir schnell klar, dass sie mir nicht auf Dauer helfen könne. Nach einem weiteren Termin bei meinem Hausarzt bekam ich schließlich eine Überweisung für eine Psychologin.
Psychologin? Mit 17 Jahren hatte ich mir mein Leben wirklich anders vorgestellt und es war mir sehr unangenehm. Redet man offen darüber? Verheimlicht man lieber, dass man eine Therapie nötig hat? Werden die Leute lachen? Mich für krank halten?

Okay zugegeben, irgendwie war ich ja auch krank ..

Schon bald war mir dann völlig egal was andere denken könnten. Ich hatte Hoffnung, dass mir diese Frau helfen kann und mein einziges Ziel war es, mein altes Leben zurückzubekommen und diese Angst zu besiegen. Von da an war ich fest entschlossen, mich nicht mehr hängen zu lassen sondern zu kämpfen! Ich wollte mir zurückholen was mir gehört - mein Leben!

Schon nach wenigen Therapiestunden ging es mir deutlich besser. Wir redeten viel über früher, die Kindheit, die Schulzeit, die Vergangenheit ... über verschiedene Ereignisse in meinem Leben.
Meist erzählte ich. Sie hörte zu und gab mir dann Ratschläge, wie ich ich besser reagieren könne oder fragte mich warum ich genau so reagierte, wie ich es tat und was das mit mir machte. Sie half mir zu akzeptieren, dass die Angst zwar da sei, mich aber nicht kontrollieren würde. Ich habe die Kontrolle und nur ich kann bestimmen, wie ich reagiere. Es wurde von Zeit zu Zeit besser und bereits nach 3 Monaten war ich fast wieder in meinem Leben angekommen.

Eine Frage stelle ich mir jedoch weiterhin: Warum war ich ungekippt? Wodurch wurde diese Panik ausgelöst?
Die Psychologin sagte mir es war eine 'Schutzreaktion' meines Körpers und meiner Seele. Er wollte mir deutlich sagen: 'Bis hier hin und nicht weiter ich verkrafte nicht mehr!'.

In der Vergangenheit waren verschiedene Ereignisse geschehen, die mich innerlich kaputt machten, ohne dass ich es wusste. Wir entscheiden nicht immer selbst was uns verletzt, was uns hinterher läuft, was in unserem Unterbewusstsein hängen bleibt und Schaden anrichtet und was nicht.

Bei mir war es ein blöder 'Stiefvater', mit dem ich nicht klar kam, eine Krebserkrankung meiner Oma und eine unschön gescheiterte Beziehung. Hört sich gar nicht so wild an aber für mich persönlich waren es Ereignisse, die ich noch nicht verarbeitet hatte, die mich verletzten und letztendlich innerlich zerbrochen haben. Aber vor allem war da eins: Angst! Die Angst, eines der für mich schlimmen Ereignisse könnte sich wiederholen. Damit war auch klar, was es mit meiner Angst nach dem Umkippen auf sich hatte. Die Angst, die Kontrolle zu verlieren.

Heute bin ich sogar froh, dass alles genau so gekommen ist. Ich bin dadurch viel selbstbewusster und stärker geworden. Ich sehe Dinge oft mit anderen Augen, freue mich über die kleinen Dinge im Leben, denke viel positiver und steigere mich nicht mehr zu sehr in negative Situationen rein. Egal was passiert - das Leben geht weiter! Und alles - wirklich alles - passiert aus einem Grund! Manchmal braucht man so einen 'Weckruf' vom eigenen Körper um an sich zu arbeiten und sein Leben zu verändern.
Heute bin ich glücklich. Glücklich, dass ich mein Leben wieder habe und viel positiver eingestellt bin als je zuvor!

Nina

Kommentare

Beliebte Posts